Hina Ningyo


 

Hina ningyō 雛人形sind traditionelle japanische Puppen, die ein Paar von hohem Rang darstellen. Je nach Set, kommen auch Hofdamen, Musiker, Minister und weitere Belegschaft hinzu. Ausserdem werden häufig Möbelstücke und Geschirr in die Dekoration mit einbezogen. Die richtige Reihenfolge der Aufstellung sowie die Anzahl der Puppen können variieren und sind nicht klar festgelegt. Die Puppen werden jedes Jahr am dritten März während des Hina Matsuri 雛祭りaufgestellt.

Die Tradition des Hina Matsuri geht bis in die Heian-Zeit (794-1192) zurück. Sie hat ihren Ursprung in einem Reinigungsritual. In diesem Reinigungsritual wurden mit Hilfe von nademono Unreinheiten von Menschen entfernt. Diese Rituale entwickelten sich zu Festen. Durch das Zusammenführen von diesen Festen mit Puppen wie die amagatsu天児 (Puppen, die speziell für Neugeborene gemacht wurden) oder hōko這子 entstanden die hina-Puppen. Früher versuchte man die eigenen Unreinheiten sowie Krankheiten usw. mit diesen Puppen weg zu schwemmen. Diese Form von Hina Matsuri gibt es auch heute noch z.B. im Awashima Schrein in Wakayama. Dort werden über das ganze Jahr hindurch Puppen gesammelt und verbrannt. Am dritten März werden dann die hina-Puppen auf Boote gesetzt und vom Meer weggeschwemmt. Auch die nagashibina 流し雛werden auf ähnliche Art und Weise verwendet. Zu Beginn waren die hina-Puppen auf die Darstellung eines Paars beschränkt. Sie wurden als Gefässe für die kami 神 (japanische Gottheiten) benutzt, damit diese sich darin begeben können und so das Haus segnen und reinigen. Damals bestanden sie noch aus Papier. 1629 wurde offiziell ein Fest für diese Puppen in den Kalender aufgenommen. Zum ersten Mal wurden Puppen öffentlich zur Schau gestellt. Erst gegen Ende der Edo-Periode wurden die hina-Puppen um weitere Figuren erweitert, so dass ein Set bis zu fünfzehn Puppen enthalten konnte. Erst durch die Kommerzialisierung wurde das Hina Matsuri zu einem ‚Mädchenfest’.

Bis heute entstanden viele verschiedene Arten von hina-Puppen. Die tachibina 立ち雛 (soviel wie „stehende Hina“) gehören zu den wohl ältesten Arten von hina-Puppen. Früher wurden sie noch aus Papier hergestellt, heutzutage gibt es sie auch im kimekomi- oder hakata-Stil. Die ersten sitzenden hina-Puppen entstanden in der Kan’ei Ära (1624-1644). Sie haben die Charakteristika der späteren hina-Puppen massgeblich beeinflusst. Mehr und mehr  ersetzten sie die tachibina.

Die Herstellung von hina ningyō lässt sich in mehrere Prozesse aufteilen: Hände/Füsse, Kopf, Haare, Bekleidung/Körper. Die Hände und Füsse werden mit Hilfe von Holzstücken und Drähten angefertigt. Die Drähte werden dabei in das Holz geschoben und bilden so die Finger bzw. die Zehen. Zuerst wird eine Grundschicht gofun auf das Holz und die Drähte aufgetragen, dann die Oberschicht. Die einzelnen Finger werden genauer definiert und Details wie Fingernägel und Falten eingeritzt. Der Kopf einer Puppe besteht aus Holz und gepresstem, verhärtetem Sägemehl, das ähnlich wie das tōsō bei den kimekomi hergestellt wird. Die Kopfform wird mit Hilfe eines Modells gepresst und anschliessend getrocknet. Danach werden die Augen eingesetzt und die erste Grundschicht aufgetragen. Die Augen werden dabei ebenfalls übermalt. Das Gesicht wird schliesslich so bearbeitet, dass man die eingelegten Augen wieder sieht, so erscheinen die Lider und die Puppillen möglichst realistisch. Auch die anderen Gesichtszüge entstehen in diesem Prozess. Zum Schluss werden der Puppe noch Lippenstift, Augenbrauen und Haaransatz aufgemalt. Für die Haare werden zuerst am Haaransatz nach tiefe Rillen eingeschnitzt. Die Haare werden etwas hinter der Rille aufgeklebt und dann mit Hilfe von Klebstoff in die Rille hineingedrückt, so sieht es aus, als würden die Haare tatsächlich aus dem Kopf herauswachsen. Danach können die Haare wie gewünscht frisiert und geschmückt werden. Der Rest des Körpers besteht normalerweise aus Stroh, der mit Papier umwickelt ist. Die Kleidung wird aus Papier und Stoff zusammengesetzt, gefaltet, gebügelt, genäht und zusammengeklebt. Um die Balance der Puppe zu gewährleisten, wird der Stoff manchmal mit Baumwolle ausgestopft. Ganz zum Schluss werden der Kopf und die Hände in die Puppe eingesetzt. Moderne hina ningyō können auch Plastik- oder Porzellanteile aufweisen.

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